Anscheinend kriegen viele das nur scheinbar hin

Ich will hier nicht den Anschein erwecken, der Erfinder/Hüter/Statthalter der deutschen Sprache zu sein. Schon gar nicht will ich Leuten vorschreiben, wie sie die deutsche Sprache anzuwenden haben. Es ist okay, zu sagen:

Brudi, yo, chillst du Shishabar nachher?

Klar, der Satz könnte lauten:

Geschätzter Freund, gestatte mir die Frage zu äußern, ob ich der Ehre teilhaftig werde, mich zu späterer Zeit an deiner werten Anwesenheit in der Shishabar erfreuen zu dürfen?

Das klingt dann halt, als würde Thomas Mann sich dort verabreden. Wie auch immer man es sagt, die Message ist klar, und für sich genommen ist keiner der beiden Sätze falsch. Scheinbar gibt es verschiedene Möglichkeiten, den Freund zu fragen, ob man sich später noch in der Shishabar sieht.

Und STOPP! Da war ES! Ich habe beim Schreiben eine Gänsehaut des Ekels bekommen. Dir ist ES nicht aufgefallen? Dann gehörst du anscheinend zu der Mehrheit der Anscheinend-scheinbar-Blinden. Von A wie Anwältin über F wie Floristin, K wie Kardiologin, R wie Radiomoderatorin bis hin zu Zahnarzt, Zoologe und Zuhälter: Sie alle leiden darunter. Der Fehler ist immer der gleiche: Sie benutzen das Wort scheinbar, obwohl sie anscheinend meinen. Sogar promovierte Germanisten tun es — oft sogar während der Taxifahrt.

Dabei ist es soooooo einfach.

Anscheinend chillt Brudi in der Shishabar. –> Dem Anschein nach ist es so, die Vermutung liegt nahe. Sein 3er BMW steht direkt vor der Tür — wo sollte er sonst sein?

Brudi chillt scheinbar in der Shishabar. –> Jaha! Tut er aber nicht! Denn es scheint nur so, es ist aber nicht der Fall. Der Fuchs hat seinen 3er BMW vor der Tür geparkt, um den Anschein zu erwecken, er würde in der Shishabar chillen. Er chillt aber eben nur scheinbar in der Shishabar. In Wahrheit chillt er mit der Schwesti vom Besti. Oder so.

Wie dem auch sei. Hast du bis heute die korrekte Anwendung des Wortes scheinbar nur scheinbar beherrscht, so kannst du es jetzt vermutlich besser, denn anscheinend hast du diesen Text bis zum Ende gelesen. Danke für deine Aufmerksamkeit. Shine on!

Werbung

#MeinBuchIstMegaWeil

#MeinBuchIstMegaWeil ist eine Aktion von der Autorenwelt in der Autorinnen und Autoren ihre Bücher anpreisen können. Gab es letztes Jahr schon mal, gibt es dieses Jahr wieder. Immer noch cool. Ich bleibe dabei und wiederhole, was ich letztes Jahr schon auf Instagram dazu geschrieben habe:

Mein Buch ist gar nicht mega. Ja, es ist sicher ganz unterhaltsam und stellenweise kann man sich bepissen, so absurd und wahnwitzig ist die Welt der Altenpflege. Aber es ist nicht mega, dass alte Menschen stundenlang in ihrer Sch***e liegen. Dass sie lausiges Essen – und davon nicht selten zu wenig – bekommen. Oder zu wenig zu trinken. Dass nicht nur zu wenig Waschlappen, Handtücher und Inkontinenzeinlagen auf Station sind, sondern zu wenig Personal, um überhaupt aus dem ganzen Mangel und der Pflegekrise ein Minimum an Menschenwürde rauszuholen. Immer weniger Leute haben Lust auf Pflegeberufe – Berufserfahrene wie potentielle Einsteiger*innen. Und warum? Weil das System krank ist. Ein System, das privaten Trägern erlaubt, die Vermehrung des Reichtums einiger Weniger über das Wohl wehrloser alter Menschen zu stellen, kann nicht richtig sein. Es ist nicht mega, wenn Angehörige keinen Schlaf finden, weil sie wissen, dass ihre Mütter/Väter nach einem Sturz vielleicht erst nach Stunden gefunden werden, da in der Nachtschicht zwei Pflegekräfte für hundert Bewohner*innen zuständig sind. Vielleicht sollten wir uns vor Augen führen, wie wenig mega es ist, dass jetzt, in genau diesem Augenblick, ein paar hundert alte Menschen in ihrer Pisse liegen und darauf warten, dass eine dieser hektischen, entnervten Pflegekräfte kommt, um sie aus dieser menschenunwürdigen Lage zu befreien.

Was mega wäre: ein Umdenken. Mega wäre die Einsicht, dass die Gewinnabsichten von Investoren dort nichts zu suchen haben, wo es um die Gesundheit und das Wohlergehen von Menschen geht. Mega wäre es, wenn Heimbewohner klingeln und wissen, gleich kommt jemand – und nicht in einer Stunde erst. Mega wäre es, wenn alte Menschen und ihre Angehörigen keine Angst vor Pflegeeinrichtungen haben müssten. Und wenn das Pflegepersonal mit einem Lächeln im Gesicht aus der Schicht gehen würde und nicht mit der Absicht, zu kündigen. Dann wäre mein Roman ein Märchenbuch — das wäre wirklich mega.

#literatur #autorenleben #debütroman #pflege #opakalypse

[Rezension] „Opakalypse“ von Ingo Bartsch

Zufällig in den Tiefen des www gefunden: diese feine Rezension von „Opakalypse“. Hat mich gefreut. 🙂

ein Anfang und kein Ende

Bildquelle: Amazon

Ein bitterböser, tod(!)komischer und zugleich nachdenklicher Roman über die Missstände in der Altenpflege, soziale Ungerechtigkeit und den medizinischen Nutzen von Marihuana.

Jules Wicküler hat ein Problem: Dem Endzwanziger aus reichem Elternhaus wird der Geldhahn zugedreht – er braucht einen Job. In seiner Not bewirbt er sich bei einer Zeitarbeitsfirma, die ihn als Pflegehelfer an das Altenheim Haus Nikolaus vermittelt. Dort erwarten ihn Demenz, Körperausscheidungen, Stress, eine fiese Oberschwester und jede Menge Pflegemissstände. Nach anfänglichem Fluchtimpuls entwickelt Jules bald den Ehrgeiz, den alten Menschen im häufig urkomischen, doch leider viel zu oft auch furchtbaren Heimalltag zur Seite zu stehen. »Wenn man klug ist, und so klug wird hier zwangsläufig jeder, zieht man den Bewohnern nichts an, was zugeknöpft werden muss. Jeder Knopf, egal, ob zu- oder aufgeknöpft, ist Zeitverschwendung. Weite T-Shirts und Jogginghosen sind erste Wahl.«

„Opakalypse“ von Ingo Bartsch ist ein Roman, der sehr humorvoll geschrieben ist, aber…

Ursprünglichen Post anzeigen 940 weitere Wörter

Tag Y, Tag Z usw.

Nicht obwohl, sondern gerade weil ich literarisch aktuell vier angefangenen „Projekten“ (ist ja heutzutage alles, was man so prokrastiniert) zu wenig Aufmerksamkeit und Fleiß widme, schreibe ich ein paar weitere Zeilen zu den Tagen nach Erscheinen meines ersten Romans, denn tatsächlich tut sich manches.

Das erste Exemplar, das ich in der Hand hielt, war nicht etwa ein Autorenexemplar. Es war eines, das ich in meiner Stammbuchhandlung fand. Love! Inzwischen sind aber auch meine Autorenexemplare da.

buchladne
Ein quicklebendiger Buchladen in einer klinisch toten Altstadt: der Buchladen in Oppenheim

buchladen inside
… und drinnen liegt mein Roman.

shelfie
So sieht er daheim im Bücherregal aus.

Via Verlag hat sich ein Redakteur der SWR-Landesschau gemeldet. Dort werde ich am 24. April Studiogast sein – live. Hausaufgabe vom SWR: mir ein paar Ausgaben anschauen, damit ich einen Eindruck bekomme, was auf mich zukommt. (Der Redakteur: „Haben Sie die Landesschau schon mal gesehen? Ist wahrscheinlich nicht Ihre Lieblingssendung.“ … gelebtes Understatement)
Sowas wirft einen zurück in finsterste Schulzeiten. Mache ich die Hausaufgaben? Schließlich schaue ich fast nie Fernsehen, ich lese halt lieber. Und früher habe ich mich in den meisten Fällen auch gegen die Hausaufgaben entschieden und andere Dinge getan. Solche Verhaltensweisen können allerdings ganz schön bunte Lebensläufe produzieren. Also doch mal reinschauen? Hm. Sind ja noch ein paar Tage.

Stichwort Landesschau: Einer, der dort schon mehrfach Gast war, ist Maximilian. Ich hatte vor etwa fünf Jahren die Ehre, eine Reportage über ihn schreiben zu dürfen. Damals kämpfte er gegen Leukämie. Er sah gespenstisch aus, blass und abgemagert. Und nicht nur, dass das Schicksal ihm diese furchtbare Krankheit verpasste. Während der Therapie traf er auf andere junge Menschen – bis hin zu Kleinkindern – die es nicht packten. Wer möchte solch eine üble Scheiße erleben? Wenn man es erleben muss, soviel ist sicher, wächst man daran. Maximilian ist ein Beispiel dafür. Obwohl er die Krankheit besiegt hat, kämpft er weiter – für andere.
Gestern fand zum zweiten Mal der von ihm initiierte Spendenlauf statt. Zehn Kilometer durch die Weinberge, und bei der zweiten Steigung dachte ich, meine Oberschenkel explodieren. Aber es war klasse, es war wunderschön, es hat Spaß gemacht, und ich bin mir sicher, dass der positive und lebensbejahende Spirit dieser Veranstaltung ein bisschen wie Doping gewirkt hat. Gerade in Zeiten, in denen sich Hass wieder verbreitet, ist es schön, wenn Menschen einfach positive Dinge tun.

maxi
Links: Maximilian. Rechts: Autor und Jogger Ingo

nahetal
Wenn du diesen Ausblick hast, tun deine Beine weh – garantiert!

Beim abendlichen Playstation-Rumgammeln mit meiner Ältesten und nebenbei Ruzzle-Zocken auf dem Smartphone („Ich kann jederzeit aufhören“) werfe ich einen Seitenblick ins Netz („Auch damit kann ich jederzeit …“) und – ha! Da ist sie: meine erste Amazon-Rezension! Und im Gegensatz zur knackig-kurzen allerersten Rezi ist sie episch. Ist das nicht geil? Dein Buch ist auf der Welt, es ist unterwegs, Leute kaufen es, lesen es und äußern sich dazu, und es geschieht ganz einfach, völlig unvorhersehbar und plötzlich … Ich hoffe, ich werde mich nie daran gewöhnen.

 

Tag X

Irgendwie ist dieser 2. April ein erschütternd gewöhnlicher Tag. Fast hätte ich heute morgen meinen Zug verpasst, aber dank der standardmäßigen 5 Minuten Verspätung bekam ich ihn dann doch. In Mainz ging es zunächst noch in zwei Buchhandlungen, um mein Lesungsplakat ins Schaufenster und mein Buch ins Sortiment zu kriegen. Zum Beispiel in der kleinen, liebenswerten Buchhandlung Claudius, die ich gerne verlinken würde, die aber keine Webpräsenz hat. Ein Statement pro analoges Buch in einer digitalen Zeit. Respekt.

claudius
Tolle kleine Buchhandlung: Claudius in der Mainzer City

So verbreite ich also fußläufig Propaganda für meinen Erstling und meine erste Lesung, in der ich diesmal keine abgefuckte Pappmappe voller loser Blätter auspacken, sondern aus einem – meinem! – Buch lesen werde.

Bloß – ich hab es noch nicht. Im Gegensatz zu meinem Vater, der bereits letzten Freitag, also vier (!) Tage vorm offiziellen Erscheinungstermin von seiner Buchhändlerin benachrichtigt wurde, das Buch sei abholbereit. Und heute morgen whatsappt mein Besti, dass er es auch schon hat …

bestic
Trotz Crime-Balken im Gesicht hat mein bester Kumpel die Bücher bezahlt.

aufhandtuch
In Plastik gehüllt, auf einem Geschirrtuch gebettet: das Exemplar meines alten Herrn

Jetzt ist also der 2. April, der Erscheinungstag meines ersten Romans, und mein Buch erscheint tatsächlich, ist tatsächlich erschienen – nur nicht bei mir.

Aber das kann ja noch werden. Der Tag hat noch ein paar Stunden, meine Autorenexemplare können immer noch pünktlich ankommen. Zum Beispiel heute Nachmittag. Oder am frühen Abend. Die Paketfahrer müssen ja dieser Tage bis weit in den Abend schuften, damit verwöhnte First-World-Konsumenten ihre Schuhe, Nasenhaartrimmer und Autorenexemplare bis an die Haustür geliefert bekommen. Also mal abwarten.

Schon vor diesem heiligen heutigen Tag ist übrigens einiges passiert. Bereits vor einer Woche stand die erste Rezension im Netz. Am 4. Mai bin ich als Talkgast in die Mainzer Bar jeder Sicht eingeladen. Im Magazin STUZ gab’s ein nices Interview. Piper hat meine Postkarten auf der Leipziger Buchmesse an Literaturblogger verteilt und Promo gemacht – wie geil ist das!

karte.jpg
Meine Postkarte im Virgin Buchladen im Mainzer Hauptbahnhof.

Ich bin jedenfalls mega-gespannt, wie es weitergeht. Denn offiziell geht’s ja heute überhaupt erst los.

Am Ende des Tages

Mein Nachbar, der mit Bitcoins zu Geld gekommen ist, muss nicht mehr arbeiten. Nie wieder. Er war mal Gymnasiallehrer. „Kinder sind Arschlöcher und Jugendliche sollte man umbringen“, ist seine Meinung. „Menschliches Unkraut, das mit den Psychosen und Neurosen seiner Eltern gedüngt wird. Wie kann man wollen, dass die erwachsen werden? Meinetwegen können sie alle vor die Hunde gehen. Warum muss die Menschheit älter werden als ich?“ „Am Ende des Tages“ weiterlesen

Bäm and gone

Das war’s leider mit Doggystyle beim Blogbuster-Wettbewerb. Sophie Weigand (Literaturen) hat sich für ein anderes Manuskript entschieden, mit dem sie in die nächste Runde zieht.

Das bedeutet allerdings nicht, dass Deutschland von Axel Oswalds Hundeentführungen verschont bleibt. Das „Herr der Hunde“-Manuskript ist heiß und wird auf jeden Fall weiter in meinen Lesungen für Schwanzwedeln sorgen. Und eines Tages sicher auch in Bücherregalen gut aussehen.

Bis dahin gibt es hier und hier Auszüge zum Lesen. Faule Hunde lassen sich was vorlesen, das geht hier und hier.